Aragon Del Francia ist erst seit kurzem Freelancer und entschied sich aufgrund der Freiheit und Vielfältigkeit an Projekten für diesen Weg. Er ist aktuell über Academic Work im Projekt bei BayernInvest und dort im Rahmen eines Change-Projekts für unterschiedliche Systemanpassungen verantwortlich. Ursprünglich hat Aragon eine Ausbildung zum Fachinformatiker mit dem Schwerpunkt Anwendungsentwicklung absolviert und studiert momentan neben seiner Freiberuflichkeit an der FOM Wirtschaftsinformatik. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen als Freelancer gesprochen.
Vor allem die Freiheit. Ich hatte einen relativ sprunghaften Lebenslauf und war nie länger als zwei Jahre bei demselben Arbeitgeber. Selbstständigkeit berechtigt gewissermaßen zu einem solchen Lebenslauf. Außerdem habe ich mir mehr Verantwortung gewünscht.
Man kann seine Aufträge selbst auswählen und ist ortsunabhängig, da man als Selbstständiger praktisch von überall aus arbeiten kann. Auf der anderen Seite ist man für den Arbeitgeber eine kalkulierbare Zahl ohne Verpflichtungen. Das bedeutet auch, dass es schnell auseinandergehen kann, wenn es für eine der beiden Parteien nicht passt.
Wenn man mal keine laufenden oder geplanten Aufträge hat, birgt das natürlich eine gewisse Ungewissheit. Außerdem sollte man sich intensiv mit Steuern auseinandersetzen, denn das Finanzamt wird früher oder später garantiert kommen! Ich persönlich habe z.B. extra Unterkonten eingerichtet für Steuerzahlungen, mit denen ich rechnen muss. So habe ich immer eine Rücklage. Auch die Krankenversicherung ist ein wichtiges Thema, mit dem man sich befassen sollte. Hierbei gibt es Argumente sowohl für die private als auch für die gesetzliche. Wenn man als Freelancer weiter auf die gesetzliche KV setzt, können das 600-700 Euro im Monat sein. Auch eine Haftpflichtversicherung sollte man auf jeden Fall abgeschlossen haben.
Es bleibt netto tatsächlich mehr übrig, allerdings mit Risikopauschale! Wenn du nicht arbeitest, verdienst du auch nichts und die 100%ige Sicherheit, Aufträge zu bekommen, gibt es nicht. Ein Freelancer muss grundsätzlich immer Rücklagen haben, die die Abgaben an das Finanzamt für 3-6 Monate decken würden, falls man in dieser Zeit keine Projekte hätte. Also ein monetäres Plus, das aber mit etwas Risiko verbunden ist.
Wenn man merkt, dass der eigene Lebenslauf ungewollt etwas sprunghafter ist, könnte Freelancing eine gute Option sein. Man sollte aber nicht unbedingt von anderen auf sich selbst schließen. Möchtest du viel Abwechslung was Kollegen und Aufgaben betrifft? Oder ist dir Sicherheit und Beständigkeit wichtiger? Dann ist eine Karriere als Freelancer vielleicht nicht das Richtige für dich. Reisebereitschaft ist nicht unbedingt nötig, in München zum Beispiel gar nicht. Allerdings kann das außerhalb größerer Städte auch anders sein.
Neben Portalen wie Freelance und Stepstone sowie sozialen Netzwerken wie Xing und LinkedIn sind auch Personaldienstleister ein guter Partner, um an interessante Aufträge zu kommen. Die Arbeitsagentur eignet sich mittlerweile ebenso für qualifiziertere Jobs. Dort wird man im IT-Bereich anhand von 50 verschiedenen Skills eingestuft, da hat sich in den letzten Jahren viel getan.
Eine pünktliche Zahlung ist besonders für Freiberufler sehr wichtig. Ich habe schon von Kollegen gehört, die mehrere Monate auf ihren Kunden warten und ihre Bezahlung teilweise sogar vor Gericht einklagen mussten. Allgemein fühlt es sich besser an, wenn man nicht nur wie eine Zahl behandelt wird. Natürlich verdient der Dienstleister an der Vermittlung etwas, trotzdem sollte die menschliche Komponente nicht abhandenkommen. Das Engagement, ein passendes Projekt für den Freelancer zu finden und Überzeugungsarbeit beim Kunden zu leisten, finde ich sehr wichtig.
Ich finde es sehr schön, wenn man bei einem Projekt wirklich gebraucht wird und der gemeinsame Erfolg im Vordergrund steht. Auch dass man Wertschätzung spürt und der Kunde nicht nur davon ausgeht, dass die Bezahlung schon reicht. Denn auch ich freue mich, wenn meine Arbeit das Unternehmen voranbringt und man mit einem guten Gefühl auseinandergeht. Man weiß ja nie, wann man sich wiedersieht!
Abgesehen vom Honorar – was zwar nicht unwichtig, aber auch nicht alles ist – möchte ich bei jedem Projekt etwas dazulernen und mich somit konstant fachlich weiterentwickeln. Für Freiberufler ist das besonders essentiell, damit sie auf dem Arbeitsmarkt mindestens genauso attraktiv bleiben wie Festangestellte.
Ja und nein. Momentan ist es mir sehr wichtig, wahrscheinlich weil ich in München studiere. Grundsätzlich hätte ich aber kein Problem damit, eine begrenzte Zeit woanders zu wohnen, wenn der Kunde für die Mehrkosten aufkommt.
Ich gestalte sehr gerne mit, aber das geht nicht bei jedem Kunden. Viele wollen sich nicht von einem Externen erklären lassen, was sie zu tun haben. Wenn die Tür aber etwas weiter offen ist und man die Möglichkeit hat, Input einzubringen, ist das schon toll. Es gibt auch Situationen, in denen ein Unternehmen explizit das Ruder aus der Hand gibt, zum Beispiel wenn das Unternehmen schon länger in einer Krise steckt und bisher keine Lösungen gefunden hat.
Ich würde immer nach Erfahrungswerten gehen. Wenn man eine Position noch nicht hatte, sollte man sich informieren, was der übliche Marktpreis ist. Allgemein gilt: Je weniger ersetzbar du bist, desto mehr kannst du verlangen. Bei manchen technischen Stellen hat man als Freelancer gute Karten, wenn man fit in Technologien ist, für die es in ganz Deutschland vielleicht nur 20 Experten gibt. Wenn die Firma das geforderte Honorar nicht zahlen möchte, haben sie eben Pech gehabt. Das ist das ganz normale Marktgeschehen.
Ja, wobei man nicht zwingend in München mehr als in Dresden verdient. Die Bezahlung ist auch von der Konkurrenz abhängig. Denn die Anzahl der Freelancer ist in einer Stadt wie München natürlich auch sehr hoch. Muss man während eines Projektes viel reisen, sollte man vorher klären, ob die Spesen selbst getragen werden müssen.
Mittlerweile nicht mehr, aber als ich das erste Mal ein Kleingewerbe angemeldet habe, habe ich zu 50% in Teilzeit und 50% freiberuflich gearbeitet. Die Anmeldung ist schlicht und einfach blöd gelaufen, denn ich hab mich in der Wortwahl vergriffen. Ich habe beim Finanzamt statt von Auftraggebern von Arbeitgebern gesprochen. Das war leichtsinnig. Wichtig beim Thema Scheinselbstständigkeit ist, dass man immer verschiedene Auftraggeber hat. Andererseits kann das Finanzamt einem selbst nach einem Jahr nicht verbieten, beim gleichen Auftraggeber zu sein, falls es sich projektbedingt so ergeben hat. Wer sich Sorgen macht, sollte sich Unterstützung bei einer Rechtsberatung holen, um keine Fehler zu riskieren.